Robotik & Bayern

Auf ins digitale Zeitalter

Nach dem Wandel vom Agrar- zum Industrieland im vergangenen Jahrhundert steht für den Freistaat Bayern im 21. Jahrhundert der nächste Paradigmenwechsel zum „Digitalisierungsland“ an – das heißt, Bayern steckt schon mitten drin: Als digitaler Produktionsstandort durchdringen Robotik und Automatisierung alle Wirtschaftsbereiche. Angefangen bei Vorreitern wie der Automobilindustrie erobern Roboter nun auch in weniger traditionellen Bereichen wie Handwerk, Landwirtschaft, Gesundheit, Service, Haushalt und Freizeit das Feld.

Mainfranken setzt auf intelligente Fertigung

Diese Entwicklung hatte die Bayerische Staatsregierung in einer Regierungserklärung vom 12. November 2013 anerkannt und die Strategie „Bayern Digital“ ausgerufen. Diese Regierungserklärung war das Signal für Prof. Dr. Robert Grebner, Präsident der THWS, sich und der gesamten Hochschule die Frage zu stellen: Was bedeutet das für uns und die Region Mainfranken? Wie soll unsere Strategie aussehen? Die Antwort darauf lautete „intelligente Fertigung“. Für das Cluster der Automobilzulieferer in der Region Mainfranken eine passgenaue Antwort, um die Region und ihre Menschen fit für die Zukunft zu machen.

Karte von Mainfranken mit Markierungen für Würzburg und Schweinfurt

Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft

Das Vorhaben, Bayern als Digitalisierungsland neu zu erfinden, bedeutete für Hochschulen für angewandte Wissenschaften eine Stärkung ihrer Infrastruktur und mehr Technologietransfer durch Forschungsprojekte mit Unternehmen. Dabei war der THWS schnell klar, dass der zukünftige Bedarf an Fachkräften für Robotik mit den bisherigen Ausbildungswegen nicht gedeckt werden kann. Damit begann jahrelange Lobbyarbeit, um die Bayerische Staatsregierung davon zu überzeugen, als eine Komponente der intelligenten Fertigung in Schweinfurt sowohl einen neuen Studiengang für Robotik zu installieren, als auch ein dazugehöriges Gebäude als Zentrum für Robotik zu finanzieren.

Das Vorhaben konnte auf Unterstützung aus der Wirtschaft zählen: Sowohl regionale Großunternehmen wie ZF, Schaeffler und Siemens und die Mitgliedsfirmen des Wirtschaftsbeirates der THWS unterstützten die Gründung eines neuen Bachelor-Studiengangs für Robotik. Auch die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt, die Handwerkskammer Unterfranken sowie die Bezirksgruppe Unterfranken des Verbands „vbw – Die bayerische Wirtschaft“ sahen die Bedeutung der Robotik für die Zukunft der Region und unterstützten das Vorhaben.

Bayern investiert in Robotik und KI

Mit dem Kabinettsbeschluss vom 17. Juli 2018 war die Zusage fix: Der Freistaat Bayern kündigt an, in den Aufbau des Bachelorstudiengangs für Robotik 19 Stellen und für das dazugehörige Gebäude rund 33 Mio. Euro zu investieren. Der neue Ledward-Campus beherbergt damit nicht nur den Studiengang, sondern außerdem das „Center Robotik“ (CERI). Das CERI hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bedürfnisse der regionalen Unternehmen im Bereich der Robotik mit angewandter Forschung zu adressieren. Automatisierung und Teilautomatisierung sollen dafür sorgen, dass Produktion auch in Hochlohnländern wie Deutschland erhalten werden kann und manuelle Tätigkeiten, für die sich keine Arbeiter finden lassen, von Maschinen übernommen werden können.

Diese Investitionsentscheidung wurde durch die Regierungserklärung vom 10. Oktober 2019 weiter untermauert: Mit der Hightech Agenda Bayern und einem Investitionsvolumen von insgesamt zwei Milliarden Euro fördert der Freistaat neben der Robotik außerdem Künstliche Intelligenz und weitere Super-Tech-Bereiche als Schlüsselkompetenz für Bayern.

Logo Hightech Agenda Bayern

Neuartiger Studiengang Robotik

Die THWS liefert dafür mit dem Bachelorstudiengang Robotik einen wichtigen Baustein – es ist der erste grundständige Studiengang für Robotik in ganz Deutschland. Im Oktober 2020 startete der neue Studiengang parallel auf Deutsch und auf Englisch. Mit der Schaffung des fünften deckungsgleichen Studiengangs sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch reagiert die Hochschule auf eine weitere Herausforderung, die Internationalisierung. Bis zu 1.100 Studierende sollen sich am neuen Campus in Schweinfurt zu „Robotikerinnen und Robotikern“ ausbilden lassen. Noch gibt es diesen Begriff nicht im allgemeinen Sprachgebrauch, aber der Präsident der THWS sieht für diese Berufsbezeichnung glänzende Zukunftsaussichten – und bei landläufiger Nutzung vielleicht auch einmal die Aufnahme in den Duden.

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Charakteristisch für dieses Berufsbild ist, dass Robotiker analog zu Informatikern nicht für den Bau von Robotern zuständig sind, sondern für deren Programmierung. Hierfür benötigen Robotikerinnen und Robotiker zum einen Kompetenz im klassischen Bereich der Mechanik, die in der Regel im Maschinenbaustudium vermittelt wird. Zum anderen braucht es große Kompetenzen im Bereich der künstlichen Intelligenz, damit Roboter immer komplexere Aufgaben bewältigen können.